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Mein Weg zur Tuschekunst

Mein Weg zur chinesischen Tusche ist ein recht verschlungener Weg, so verschlungen und komplex wie halt das ganze Leben. Schon in jungen Jahren übte ich mich in der Malerei und während meines Kunst-Studiums studierte ich auch die westliche Form der Kalligraphie.

Ebenso begann ich mit 14 Jahren schon fernöstliche Kampfkünste und mit 18 schrieb ich die japanische Botschaft mit der Bitte um Adressen japanischer Zen-Klöster an. Ein jugendlicher Rausch und zugleich Fluchtversuch vor dem Hier und Jetzt. Das erkannte ich recht früh, weshalb ich mich weiter in den Künsten und Traditionen übte, ohne aber Europa zu verlassen oder gar ins Kloster zu gehen.

Das eine waren die (exotischen) fernöstlichen Künste, das andere meine Profession als Designer und Kampfkunstlehrer, welche ich eine zeitlang betrieb. Die westlichen Techniken der Malerei beherrschte ich recht gut, machte mir auch als Künstler einen Namen. Insgeheim liebäugelte ich immer schon mit der Tuschemalerei, wenn auch zunächst nur aus dem Auge des Betrachters. 

Jahre später entschloss ich mich, nach China zu gehen, um dort diese Kunst zu erlernen. Ehrlich gesagt, um mein Spektrum an "Fertigkeiten" zu vervollkommnen. Ich ahnte nicht, auf welche Herausforderung ich mich eingelassen hatte:
Ich erinnere mich gut an meine ersten Bambusstangen in Tusche, die denn eher ein paar Knochen glichen, denn elastischen starken Bambusstangen! Und die entspannte Leichtigkeit meiner Lehrer beim Tuschemalen, während mir die Schweisstropfen auf der Stirn standen vor Anspannung und Konzentration!
So entdeckte ich, dass das Erlernen der Tuschemalerei auch "gongfu" (harte Arbeit) ist und allmählich erfuhr ich, welcher Prozess letztendlich stattfindet, wenn man den Weg der Tuschemalerei geht und lernt, den Drachen (Pinsel) zu reiten.
Seit Jahren ist der Bambus mein Lieblingsobjekt in der Tuschemalerei, und immer wieder erfüllt mich der entspannte und doch kraftvolle Ritt auf dem Drachen mit solcher Zufriedenheit und Tiefe, wie sie schwerlich hier nur in Worte zu fassen ist.
So danke ich heute noch meinen Lehrern, vor allem Prof. Kong und Jiang Jin, welche mich auf die Fährte dieses Weges setzen, wie auch meinen Schülern, die mich immer wieder darin motivieren, diese Künste weiterzugeben.

Text und Copyright © 2004 Paul Shoju Schwerdt